FREIE WÄHLER fordern Glyphosat-freie Landkreise in Hessen und Rücktritt des Bundeslandwirtschaftsministers

Im Alleingang hat der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt (CSU), vor wenigen Tagen im EU-Ministerrat für eine Verlängerung der Glyphosat-Zulassung bis 2022 gestimmt. Durch sein Kamikaze-Verhalten beging Schmidt politisches Harakiri: Mehr als 700.000 Menschen sprachen sich bis Ende Juni allein in Deutschland gegen die weitere Zulassung von Glyphosat aus, ebenso die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks.

Der Bundeslandwirtschaftsminister habe sich über all diese Stimmen hinweggesetzt. Einzige Konsequenz dieser politischen wie auch moralischen Ignoranz könne und müsse der Rücktritt aus dem Amt des Bundesministers sein, stellt der Landesvorsitzende der FREIE WÄHLER Hessen, Engin Eroglu, klar. „Wer will jetzt noch glauben, dass der Bundeslandwirtschaftsminister ernsthaft an einer innovativen Forschung zu Alternativen von Glyphosat interessiert ist oder den Bürgerwillen und die Gesundheit von Lebensmitteln im Fokus hat?“

Die FREIE WÄHLER Hessen fordern nach dem Versagen des Bundeslandwirtschaftsministers die Landesregierung und die Landkreise auf, „zeitnah die Weichen zu stellen und gemeinsam mit den Landwirten Glyphosat-freie Zonen zu beschließen – bei gleichzeitiger Beratung und Unterstützung der betroffenen Landwirte“. „Das Ende des Breitbandherbizids ist beschlossen und als landwirtschaftlich starke Region tun wir gut daran, auf der Suche nach Alternativen die Nase vorne zu haben“, so Landesvorsitzender Engin Eroglu. Über 80 Prozent der hessischen Landesfläche sei ländlicher Raum, in weiten Teilen noch immer durch die Landwirtschaft geprägt. Zu diesem Bild gehöre nicht nur aus ästhetischen Gründen eine Artenvielfalt: „Die Mehrheit der Landwirte ist nicht blind gegenüber den Gefahren, die von dem Totalherbizid Glyphosat ausgehen. Wenn jedes Blatt und jeder Halm auf dem Feld totgespritzt werden, bevor die Nutzpflanzen anschließend auf diesem Acker in Monokultur wachsen, wird den Insekten und Kleinlebewesen der Lebensraum und die Nahrung entzogen. Mit nachhaltig negativen Folgen für den Landwirt: Die Populationsdichte sinkt dramatisch, die Artenvielfalt ist gefährdet. 80% der Insektenmasse soll inzwischen schon verschwunden sein und Ernteeinbußen lägen bei bis zu 45% bei Pflanzen, die auf Insektenbestäubung angewiesen sind.“, verdeutlicht Eroglu den Ernst der Lage.

Als Konsequenz werden die FREIE WÄHLER Hessen daher in einem Schreiben an Landesregierung und Landräte fordern, dass „Glyphosat-freien Regionen“ in Hessen geschaffen werden sollen. Man könne, so Eroglu, „sich mit einer schnellen Abkehr vom Auslaufprodukt Glyphosat auf eine Marktentwicklung vorbereiten, die zu erwarten und teilweise schon erkennbar ist: Das Markt- und Markenzeichen ‚Ohne Glyphosat‘“. Eine Großmolkerei in Bayern habe es bereits vorgemacht und selbst landwirtschaftliche Handelshäuser verlangten inzwischen den Pestizid-Nachweis: „Nur saubere Ware bekommt den höchsten Preis.“ Damit, so Eroglu, lasse sich die „Glyphosatfreiheit für die Landwirtschaft inzwischen auf Heller und Pfennig berechnen – das kann und darf man nicht ignorieren.“ Solange Totalherbizide aber nicht verboten seien, stünden die Landwirte unter dem Druck, immer billiger produzieren zu müssen, immer mehr Arbeitsschritte durch Chemie zu ersetzen und für kurzfristige Ertragssteigerungen die Industrialisierung der Landwirtschaft zu beschleunigen: „Dem kann sich der Einzelne kaum entziehen. Hier muss die Politik für den Schutz des einzelnen Berufstands und der Allgemeinheit sorgen“, stellt der Landesvorsitzende klar. In seinem Schreiben an Landesregierung und Landräte schlägt er deshalb „Runde Tische“ zur Gründung „glyphosatfreier Landkreise“ vor. Das Landwirtschaftsministerium solle das mit einem entsprechenden Siegel und ergänzenden Informationskampagnen begleiten. „Die Kunden wollen Klarheit. Unsere Bauern im Land können diese Klarheit schaffen – mit Unterstützung der Politik.“ Und diese müsse über die reine Öffentlichkeitsarbeit hinausgehen: „Wir brauchen den Austausch und die Forschung zu alternativen Methoden“, sagt Eroglu – und sieht dabei vor allem EU und Bund in der Finanzierungspflicht.

Dies korrespondiere dann auch mit der derzeit wohl lediglich öffentlichkeitswirksamen Darstellung auf den Seiten des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, in der es heißt: „Damit die Landwirtschaft als eine Schlüsselbranche in Hessen auch in Zukunft den Herausforderungen begegnen kann und Lebensmittel ‚made in Germany‘ auch weiterhin auf den internationalen Agrarmärkten hohes Ansehen genießen, gilt es, die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirte zu steigern und ihnen eine bestmögliche Planungssicherheit zu geben.“ Eroglu will die hessische Landesregierung beim Wort nehmen und sieht sie zugleich in der Pflicht: „Die FREIE WÄHLER werden mit ihrer außeroppositionellen Kraft nach neuen Wegen suchen, die sie gemeinsam mit den Landwirten beschreiten können.“